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Weglaufen

  • Bluebottle
  • 25. Apr. 2015
  • 2 Min. Lesezeit

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Bewusster als je zuvor nimmt sie die kalte grobe Erde unter den nackten Füßen wahr, als diese in kontrollierter Schnelle den Boden berühren. Sie streift dunkle Zweige, deren helle Triebe sanft über ihre blasse Haut streifen. Eine Ranke von einer feinen Mischung aus Goldgelb und sattem frischen Grün, wie das das im Frühjahr auf gut gepflegten Wiesen wächst hält sich um ihr schmales Handgelenk geschlungen. Wie eine feine Hand scheint das Gewächs nach ihr gegriffen zu haben, als wolle es sie abhalten. Sie wendet den Körper ein Stück zurück, sicher darauf bedacht, sich nur der widerspenstigen Pflanze wegen zu drehen. Ihre langen Finger greifen nach der feinen Pflanze, während die grauen Augen unvermittelt aufblicken und mit einem wachen Blick den Himmel mit dem hellen Grauschleier und der darunter beginnenden Häuserreihe streifen. Über den Häusern zeichnet sich der Nadelwald, dessen dunkles Grün eine weiche Verbindung zwischen Himmel und Häuserreihen zu schaffen scheint. Als Kind hatte sie dort gespielt. Vor dem kleinen Ort erstreckt sich eine Wiese. Von hier wirkt sie flach und unscheinbar, doch wer ihr nur einmal etwas näher gekommen ist, weiß, dass alles auf ihr hoch und wild gewachsen ist. Helle Gräser strecken sich dort lang den hellen Sonnenstrahlen entgegen, zwischen sich die Kleeblüten in sattem Rosa. Verteilt auf ihr sind ein paar schmal gewachsene Bäume, die wie eine Hand voll kleiner Wächter malerisch auf ihr verteilt sind. Das dunkle Pflaster einer breiten Straße trennt die Wiese von zwei weiteren Wohnblöcken. Hinter ihnen befindet sich ein schmaler Fluss, dessen glasiges Glitzern die Straße von dem Feldweg trennt. Der Feldweg, den sie seit kurzem entlang läuft, auf dem sie jetzt steht und sich von dem fahlen Sonnenlicht Kringel auf die Haut zeichnen lässt. Sie wendet sich ab. Sie schließt die Augen und tut, wovon sie sich vor zwei Wochen zum dritten Mal abgeschworen hat. Sie läuft weg. Läuft weg vor Ängsten, vor Problemen, vor Menschen. Doch es fühlt sich nicht falsch an. Der Boden scheint unter ihren Füßen zu Federn und ein Gefühl der Freiheit breitet sich aus. Nein, es fühlt sich nicht falsch an! Ist es das?

 
 
 

Comments


Es ist sooooo schön, dass du zu Ende gelesen hast :)

 

 

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